Zwei Jahre sind wir mit unserer Kaufdiät nun schon am Ball. Also seit zwei Jahren verfolgen wir ernsthaft das Ziel, als vierköpfige Familie nur 12 neue Gegenstände im Jahr zu kaufen.
Langjährige Leser unseres Blogs wissen, dass wir das nicht immer geschafft haben. Gerade das letzte Jahr war eigentlich in vielerlei Hinsicht ein Fiasko. Wenn ich alle unsere großen und kleinen Fehltritte überschlage, haben wir ungefähr doppelt so viele Gegenstände gekauft. Das ist zwar an unseren ambitionierten Zielen gemessen, ein Fehlschlag. Aber wenn man sich unseren Gesamtkonsum betrachtet, dann ist es doch immer noch ein ziemlicher Erfolg, würde ich sagen. Der größte Erfolg waren eigentlich all die Dinge, die wir nicht gekauft haben. Ich hatte zu Beginn unseres Projektes einmal überlegt, auch Nicht-Käufe in einer Liste zu führen, also alles, was man trotz großer Verlockung wegen unseres Konsumverzichts nicht gekauft hat. Mir wurde dann aber schon in den ersten Wochen schnell klar, dass diese Liste viel zu lang werden würde.
Unsere größte Herausforderung im letzten Jahr war, dass unsere Kleidung und Schuhe nach zwei Jahren Kaufdiät teilweise schon recht verschlissen sind. Hier musste doch einiges an Ersatz her, obwohl wir unseren Kleidungsbestand auch von der absoluten Menge her inzwischen durch reines Auftragen (statt Ausmisten) deutlich reduziert haben. Dadurch hat sich die Geschwindigkeit, mit der Dinge verschleißen, natürlich wiederum wesentlich erhöht. Wenn ich einen Rock jetzt jede Woche trage, statt einmal im Monat, geht er einfach auch viermal so schnell kaputt. Das ist ein sich selbst rasant verstärkender Kreislauf, für den wir auch noch keine rechte Lösung gefunden haben. Außer der, dass wir unsere Toleranzschwelle für abgetragene Kleidung nochmals etwas gesenkt haben. Und: Flicken, Flicken, Flicken… Hier habe ich noch deutlichen Entwicklungsbedarf meiner Nähkünste identifiziert.
Einige mitfühlende LeserInnen haben uns vorgeschlagen, unsere Regeln dahingehend aufzuweichen, 12 Gegenstände pro Person (und nicht als Familie) als Maßstab anzulegen. Ich muss sagen, dass mir (nach zwei Jahren Kaufdiät) die Idee, jeden Monat einen Gegenstand nur für mich allein kaufen zu können, überhaupt nicht wie eine Kaufdiät vorkäme, sondern wie ein Konsumrausch. Und vier Gegenstände pro Monat halte ich für viel zu viel.
Ich glaube, dass eine Kaufdiät nach unseren gewählten Regeln grundsätzlich schon sehr lange aufrecht zu erhalten ist. Für einen Erwachsenen Menschen in einem normal ausgestatteten Haushalt ist eine Beschränkung auf drei bis fünf neue Gegenstände pro Jahr eigentlich langfristig machbar (besonders, wenn man wie wir noch Socken und Unterwäsche ausnimmt). Und vor allem, wenn man wie wir das Ziel verfolgt, dass die Menge der Gegenstände in unserem Haushalt sich auch absolut verringern soll.
Das einzige, was uns dauerhaft nicht lösbar erscheint, ist die Herausforderung, im Rahmen der Kaufdiät dem ständigen Wachstum der Kinder gerecht zu werden. Die Kinder wachsen ja nicht nur aus ihrer Kleidung heraus, die wir deswegen natürlich auch von Anfang an von der Kaufdiät ausnehmen mussten. Allein für das kommende Jahr sind z.B. folgende wachstumsbedingte Neubedarfe zu erwarten: für die kleine Maus ein größeres Bett inkl. Matratze und größere Laken, größere Bettdecke + Kissen (inkl. größeres Bettzeug) ein größerer Fahrradhelm, ein größeres Fahrrad, ein größerer Autokindersitz, größere Schlittschuhe. Für den Tiger: größere Bettdecke & Kissen, inkl. größerer Bettwäsche, größerer Fahrradhelm, größere Schlittschuhe. Außerdem wachsen die Kinder auch aus ihren Spielsachen heraus. Ob Puzzle, Gesellschaftsspiele, Spielzeuge, Freizeitausstattung – das ist alles höchst altersspezifisch und muss nun allmählich generalüberholt werden. Die Liste macht vollkommen deutlich, dass allein die Kinderbedarfe schon unsere zwölf Gegenstände pro Jahr sprengen würden. Selbst wenn wir das ein oder andere noch ein Jahr schieben würden, stehen dann ja im nächsten Jahr schon weitere „Wachstumsbedarfe“ an.
Wir haben hier noch keine ultimative Lösung, aber wir haben beschlossen, dass wir für einige dieser Bedarfe einen „Tauschjoker“ einführen werden. In der Regel ist es ja so, dass wir die Gegenstände, aus denen die Kinder herauswachsen, gebraucht verkaufen oder verschenken und dafür ebenso gebraucht wieder einen größeren Gegenstand anschaffen. Deswegen würden wir diesen Tauschjoker gern für Dinge anwenden, die wir auf diese Weise einfach in eine größere Größe eintauschen. Also, wenn z.B. das zu kleine Kinderfahrrad auf Ebay verkauft wird und wir über Ebay ein größeres anschaffen, werten wir das jetzt als „Tausch“. Ebenso, wenn wir alte Kinderspiele zum Second-Hand-Laden oder Flohmarkt bringen und sich die Kinder dafür von dort ein neues, altersgemäßeres Spiel aussuchen dürfen. Wenn wir dagegen etwas erstmals für unseren Haushalt kaufen (z.B. Schlittschuhe) zählen wir es weiterhin beim ersten Kauf. Ebenso Dinge, deren Vorläufer wir vermutlich nicht mehr verkaufen können (z.B. die zu klein gewordenen Bettdecken der Kinder).
Damit fühlen wir uns eigentlich gut gewappnet, für weitere Kaufdiät-Jahre. Auch wenn wir schon wissen, dass wir vermutlich auch dieses Jahr nicht ganz ohne Fehltritte über die Bühne bringen werden… Aber wir werden sicherlich auch dieses Jahr wieder sehr, sehr wenig konsumieren und unseren Haushalt weiterhin langsam aber sicher reduzieren! Also, weiter gehts!
Eigentlich wäre das zweijährige Jubiläum unserer Kaufdiät ja ein Grund zum Feiern. Wegen unserer Fehltritte im letzten Jahr (hier berichtet) fühlen wir uns aber immer noch etwas verkatert und haben eher das Gefühl, im letzten Jahr an unserem Vorhaben gescheitert zu sein. Klar, wir haben immer noch extrem wenig konsumiert. Immer wieder schreiben uns – zu unserer großen Freude (!) – Leser, dass sie jetzt auch eine Kaufdiät beginnen. Man muss allerdings dabei berücksichtigen, dass wir zu viert sind. Die Idee, dass ich allein 12 für mich Gegenstände im Jahr kaufen würde, käme mir inzwischen wie der reinste Konsumrausch vor… So teilen sich unsere 12 Gegenstände ja auf vier Personen auf, das macht also pro Person im Schnitt nur drei Gegenstände im Jahr. Das ist schon sehr knapp auf die Dauer, deswegen kann man das letzte Jahr vielleicht schon auch als Erfolg werten, auch wenn wir unsere selbst gesetzten Maßstäbe nicht ganz einhalten konnten.
Vor allem zwei Entwicklungen machen unserem Vorhaben massiv zu schaffen:
a) die erhöhte Abnutzung vor allem unserer Kleidung, weil wir sie ja nun viel intensiver nutzen. Im letzten Jahr sind uns zahlreiche Kleidungsstücke verschlissen, die wir bereits viele Jahre besaßen. Das liegt natürlich auch daran, dass wir sie jetzt viel häufiger tragen. Da Minimalismus ja auch unser Ziel ist, ist es bislang durchaus gewünscht, wenn es weniger wird. Hier haben wir die Menge dessen, was wir für nötig halten, schon beachtlich runtergeschraubt. Eine intakte lange Jeans ist für mich inzwischen ausreichend. Und eine kurze Hose reicht auch, wenn ich noch einige Röcke und Kleider als Alternative habe. Zusammen mit zwei weiteren Business-Hosen komme ich inzwischen mit diesem Bestand gut klar. Das hätte ich früher nie für möglich gehalten. Auch dachte ich eigentlich schon zu Beginn der Kaufdiät unbedingt einen weiteren Pullover zu brauchen. Den habe ich bis heute nicht gebraucht.
b) eine ebenso große Herausforderung sind all die Dinge, die wir benötigen, weil die Kinder „herauswachsen“. Kinderkleider und -schuhe sind ja ohnehin von der Kaufdiät ausgenommen, da hier ja jährlich ein komplett neuer Kleidungsbestand anfällt, den wir bisher noch zu ca. 70 % Second Hand decken können (je älter die Kinder werden, umso schwieriger wird es leider). Allerdings wachsen die Kinder nicht nur aus ihren Kleidern, sondern auch aus zahlreichen anderen Dingen heraus: den Schlittschuhen, den Inline-Skates, den Fahrrädern, ihren Spielsachen, ihrem Kindertisch, den Kinderstühlchen, den Kinderbetten, den Kinderdecken, den Autokindersitzen… Wenn wir den allein dadurch dieses Jahr anfallenden Bedarf decken wollen (2x neue Schlittschuhe, ein neues Bett, neues Fahrrad für die Maus, neuer Helm für den Tiger, zwei neue Decken + Bettwäsche, ein neuer Autokindersitz) – dann dürften wir dieses Jahr eigentlich gar nichts mehr anderes kaufen. Wir haben uns deswegen überlegt, dass wir deswegen eine „Tauschregel“ einführen. Dinge, die wir aus Wachstumsgründen „austauschen“ müssen, also altes Bett verkaufen, neues größeres Bett dafür kaufen, zählen wir in Zukunft nicht mehr zur Kaufdiät. Wir zählen die Dinge nur noch, wenn sie erstmalig in unseren Haushalt kommen (so z.B. die Schlittschuhe für die Kinder, unser Februarkauf). Genauso werden wir künftig mit Spielzeugen und Spielen verfahren, die ja auch immer wieder eine altergemäßes Upgrade benötigen. So gilt z.B.: Tausche 16-Teile Hündchenpuzzle gegen 100-Teile Waldtier-Puzzle…
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