Papier in Plastik

Ich war mehrere Tage auf Dienstreise, was der ganzen Familie, und besonders der kleinen Maus immer recht zu schaffen macht. Deswegen bringe ich den Kindern bei solchen Gelegenheiten gern eine Kleinigkeit von meinen Reisen mit. Da wir den Süßigkeiten-Overkill durch Schultüten-Inhalte gerade hinter uns haben, sollte es diesmal nichts Süßes, aber gleichzeitig etwas Kaufdiät-Konformes sein. Ich hatte also an eine kleine Zeitschrift aus der Bahnhofsbuchhandlung gedacht. Zeitungen und Zeitschriften zählen wir nicht zur Kaufdiät.img_0698

Am Regal für Kinderzeitschriften angekommen traf mich fast der Schlag bei folgendem Anblick: Keine Zeitschrift im gesamten Regel zu sehen ohne daran klebendes Give away in Form von Plastik-Tieren, Legobausätzen oder Playmobilfiguren. In Plastik eingeschweißt außerdem meist nicht nur die Give-Aways, sondern in der Regel auch noch die ganze Zeitschrift. Sozusagen ein einziger Plastik-Alptraum also. Bei dem Rummel machen übrigens nicht nur Lego, Star Wars und ähnliche Zeitschriftentitel mit, sondern auch die Zeitschrift mit der Maus, Was-ist-Was und andere eigentlich recht seriöse Titel.

Mal ganz unabhängig von der Kaufdiät kam also schon wegen dieses Verpackungswahnsinns ein Kauf nicht infrage. Nach mehrfachem Umrunden des Zeitschriftensortiments erspähte ich schließlich ein unverpacktes Galileo-Heft für den Tiger und ein Feenheft für die kleine Maus. Ein Segen für das plastikgeplagte Auge übrigens auch Asterix-Hefte ganz ohne Figürchen dran.

Aus Sicht der Kinder funktioniert dieser Wahnsinn bestimmt bestens. Ich hätte das als Kind auch cool gefunden: Zeitschrift mit kleinem Spielzeug dran, wow. Aber was mich wirklich schockierte war, dass das inzwischen ein Standard zu sein scheint, bei dem nahezu alle Titel mitziehen (müssen). In einer Zeit, in der ich kein einziges Kinderzimmer kenne, in dem auch nur ein einziger Quadratmeter spielzeugfrei wäre. Was sind wir nur für eine abgedrehte Gesellschaft geworden?

Na ja, den Kindern haben ihre spielzeugfreien Zeitschriften jedenfalls gefallen. Ich hatte sie ja glücklicherweise nicht im Laden dabei, sonst hätte das vielleicht anders ausgesehen.

Autor: Familie auf Kaufdiät

Wir sind volle Schränke und leere Kassen leid und halten den täglichen Konsumwahnsinn für eines der wesentlichen Probleme dieses Planeten. Deswegen gönnen wir uns als vierköpfige Familie nur noch den Kauf von einer Sache pro Monat. Gar nicht so einfach! Aber eine spannende Erfahrung!

3 Kommentare zu „Papier in Plastik“

  1. Ach je, ich kann dir nur zustimmen, denn ich wollte letztens auch mal Zeitschriften kaufen. Meistens hält das Plastikspielzeug dann nicht mal besonders lange (Filypferdchen ausgenommen). Ich will ja nicht so uralt klingen, aber mir kommt es auch so vor, als hatten die Zeitschriften früher mehr Inhalte. Bei Bibi Blocksberg gibt es heute noch 1-2 Comics, aber bloß nicht länger als eine Seite. Letztens viel mir ein Heft von 1993 (!) in die Hände, auf dem Dachboden, da gab es also bis zu 10-seitige Comics und davon mind. 3…und ganz ohne Plastikumhüllung und Schrammelgeschenk, das dann eh nur rumliegt.
    LG, Marlene

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      1. Wer hätte das gedacht, dass solche Hefte mal selten werden?? „Als die Tiere den Wald verließen“ war bei mir damals auch sehr populär 😀

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